Schneller zum Zahlungsziel: Warum sich Factoring für die Logistik lohnt
Wie viele Branchen kämpft auch die Transportlogistik mit langen Zahlungszielen – und oft ebenso langen Zahlungsverzögerungen. Dabei arbeiten hier die Unternehmen ohnehin schon mit niedrigen Margen. „Dank Factoring kommen Sie schneller an Ihr Geld und können mehr Umsatz machen“, heißt es oft seitens der Anbieter. Doch wie funktioniert Factoring überhaupt – und was sollte man hierbei vermeiden? Im Blogartikel fassen wir die wichtigsten Fakten und Experten-Tipps zusammen.
1. Wie läuft Factoring ab und wozu ist es gut?
Factoring lässt sich sehr gut beschreiben, wenn man vor Augen hat, wie eine Transportdienstleistung funktioniert. Denn das Transportunternehmen geht wortwörtlich in Vorkasse: Es finanziert den Transport für seinen Auftraggeber vor – und trägt das volle Risiko bis dieser die Rechnung gezahlt hat. Und wenn man einen Transport selbst nicht ausführen kann oder möchte, dann beauftragt man ein anderes Unternehmen damit. Ähnlich funktioniert es beim Factoring: Man kann sein Finanzierungsrisiko abtreten, indem man ein Factoring-Unternehmen mit der Rechnungsvorfinanzierung beauftragt.
Factoring ist also eine Finanzdienstleistung, bei der man offene, noch nicht fällige Forderungen an ein Factoring-Unternehmen verkauft. Dieses übernimmt die Rechte an den Forderungen und begleicht sie direkt nachdem der Transportauftrag nachweislich ausgeführt wurde. Konkret werden hier in der Regel innerhalb von 24-48 Stunden ca. 80-90 % des fälligen Betrages ausgezahlt, wie es seitens der meisten Anbieter heißt. Der verbleibende Betrag wird überwiesen, sobald der Auftraggeber den gesamten Betrag an das Factoring-Unternehmen gezahlt hat. Auf diese Weise entfällt die lange Wartezeit. Zudem gibt es die Möglichkeit, Mahnwesen sowie Zahlungsausfallrisiko, das sogenannte Delkredererisiko, auszulagern.
2. Was kostet Factoring?
Die Factoring-Kosten trägt der beauftragende Transportunternehmer. Diese setzen sich in der Regel aus zwei wesentlichen Bausteinen zusammen:
- Factoring-Zins
Dieser ist vergleichbar mit den banküblichen Kontokorrentzinsen. Der Zins orientiert sich an der Bonität des beauftragenden Unternehmens sowie an der Bonität der Debitoren. Zudem wird die Zinshöhe ab der Inanspruchnahme des Factorings bis zum Zahlungseingang des Debitors, also immer in Bezug auf die tatsächliche Forderungslaufzeit, berechnet. Je schneller der Debitor die Rechnung beim Factoring-Unternehmen begleicht, desto niedriger sind die zu zahlenden Zinsen für den Transportunternehmer.
- Factoring-Gebühr
Diese Pauschale fällt für die Übernahme des Zahlungsausfallrisikos seitens des Factoring-Unternehmens an. Ausschlaggebend sind Höhe des Umsatzes, Anzahl der Rechnungen und der Kunden. Üblicherweise beträgt die Factoring-Gebühr zwischen 0,5 und 2,5 Prozent der Rechnung, die vorfinanziert werden soll.
Grundsätzlich gilt: Mit der Höhe des Umsatzes steigt auch die Factoring-Gebühr. Der Factoring-Zins fällt ebenfalls niedriger aus, je besser das Unternehmen insgesamt finanziell dasteht.
3. Welche Factoring-Arten gibt es?
Beim Factoring gibt es viele Varianten, die unterschiedliche Möglichkeiten bieten. Hier ein kurzer Überblick der beliebtesten Arten:
- Echtes Factoring ist die meistverbreitete Art. Hier trägt das Factoring-Unternehmen das volle Risiko. Selbst, wenn der Debitor am Ende nicht zahlen sollte. So hat der Factoring-Kunde in jedem Fall die Sicherheit, dass die Forderungen pünktlich ausgezahlt werden.
- Unechtes Factoring nennt man demnach die Variante, bei der kein Zahlungsschutz gewährleistet wird, d.h. das Zahlungsausfallrisiko verbleibt bei dem Factoring-Kunden.
- Beim offenen Factoring werden die Debitoren darüber informiert, dass ihre Forderungen verkauft wurden. In Deutschland wird das echte Factoring meist mit der offenen Variante kombiniert.
- Werden die Debitoren nicht über das Factoring informiert, so nennt man es stilles Factoring.
- Reverse Factoring oder „umgekehrtes“ Factoring wird genutzt, um sich Skonti bzw. Rabatte beim Einkauf von Produkten, Anschaffungen oder Dienstleistungen zu sichern. Hier ist der Initiator des Reverse-Factorings der Debitor, der die Vorteile des Factorings seinen Lieferanten anbietet. Die Rechnung wird vom Factoring-Anbieter direkt beglichen, damit ein Preisnachlass und ein längeres Zahlungsziel möglich werden.
- Zum Full-Service-Factoring gehört auch das Mahnwesen bzw. ein Inkasso-Service.
4. Für wen lohnt sich Factoring?
Viele kleine und mittlere Unternehmen arbeiten mit geringen Gewinnmargen und haben Vorbehalte, da mit dem Factoring weitere Kosten auf sie zukommen. Langfristig kann es jedoch zu mehr Umsatz führen, da mehr Aufträge angenommen werden können. Das Risiko von Zahlungsausfällen ist minimiert. Außerdem entfällt eine Vorfinanzierung – und dem Unternehmen steht mehr Kapital für Investitionen zur Verfügung.
5. Vorteile von Factoring für Transportdienstleister
Die Vorfinanzierung von Rechnungen durch Factoring ermöglicht insbesondere Logistikdienstleistern, die sonst lange auf ihr Geld warten müssen, eine verbesserte Bonität und Liquidität. Ausgaben werden sofort beglichen und der Rest der finanziellen Mittel investiert. Auf diese Weise können Sie mehr umsetzen und so potenziell auch mehr Gewinn einfahren. Das wiederum verschafft Ihnen einen wichtigen Wettbewerbsvorteil.
Insgesamt minimieren Sie durch Factoring Risiken und administrativen Aufwand und können sich noch mehr auf Ihr Kerngeschäft konzentrieren. Bei der Wahl des Anbieters sollten Sie – wie bei jedem anderen Vertrag – die Konditionen prüfen und vergleichen. Diese sollten – auch ohne die Übersetzung eines Rechtsanwalts – verständlich und transparent sein. So finden Sie das für Ihr Geschäft beste Factoring-Modell.
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