Grüne Logistik: Mehr als nachhaltiger Straßengütertransport
Am 28. November 2019 startete die Europäische Kommission ein ehrgeiziges Projekt: den Europäischen Grünen Deal. Darin haben sich die EU-Mitgliedstaaten verpflichtet, bis 2050 keine Treibhausgasemissionen mehr zu produzieren und die Emissionen bis 2030 zu halbieren. Der Prozess der Dekarbonisierung in Europa führt auch über eine nachhaltige Logistik. Sie steht für die Umsetzung nachhaltiger Lieferketten, die mit möglichst geringen Auswirkungen auf die Umwelt gestaltet werden sollen.
Der Klimawandel ist für alle sichtbar: Einerseits werden Sommer immer heißer und Flüsse trocknen aus, was z. B. Transporte mit Binnenschiffen erschwert. Andererseits sorgen Überschwemmungen wie die Flut in der Eifel 2021, an der italienischen Adria Anfang September oder in Bulgarien für Bestürzung, bedrohen Existenzen und schneiden ebenso Verkehrswege ab. Am Ende steht immer die Versorgung auf dem Spiel, wenn Lieferketten ins Stocken geraten. In einem solchen Kontext ist eine Kurskorrektur unumgänglich, und zwar bereichsübergreifend. Genau deshalb befassen sich viele Unternehmen mit nachhaltiger Logistik, womit weit mehr gemeint ist als lediglich alternative Antriebsmethoden.
Grüne Logistik – damit möchten Sie sich grundsätzlich einmal befassen? Unsere Blog-Serie „Nachhaltige Logistik“ schlaut Sie auf:
ESG-Logistik: Was ist das überhaupt?
Die Strategie aus dem Europäischen Grünen Deal wird von den Unternehmen übernommen, die eine ESG-Logistik verfolgen. Die Abkürzung steht dabei für Environmental (Umwelt/Ökologie), Social (Soziales), Governance (Unternehmensführung/Ökonomie). Diese Theorie wurde in den 1990er Jahren auf der Grundlage des „Triple-Bottom-Line (TBL)“-Konzepts entwickelt, das auch als „Menschen, Planet und Profit“ bekannt ist. Entscheidend sind die drei genannten Elemente für die Beurteilung der Nachhaltigkeit von Investitionen eines Unternehmens. Demnach erwirtschaften Unternehmen gute Gewinne, wenn sie in der Lage sind, nicht nur für sich selbst Werte zu schaffen, sondern auch für
- Mitarbeiter,
- Kunden,
- Lieferanten,
- die Gesellschaft insgesamt und
- die Umwelt.
Nachhaltig handelnde Logistikunternehmen haben Wettbewerbsvorteile. Der Einsatz wiederverwertbarer Materialien und erneuerbarer Energien hilft, Material- und Energiekosten zu senken. Die Entscheidung für ökologische Nachhaltigkeit verbessert darüber hinaus vor allem jetzt das Markenimage. Die grüne Transformation der Logistik steckt noch in den Kinderschuhen und nachhaltig agierende Unternehmen treten als Leuchttürme aus der Masse hervor.
Nachhaltige Logistik: Ansätze für alle Prozessschritte
Grüne Logistik hat einen wesentlichen Vorteil: ihre Intermodalität. Die Entscheidung für intermodale Verkehrsformen (z. B. Kombinationen aus Straße und Schiene) trägt sowohl zur Verringerung der Emissionen als auch zur Entlastung der Verkehrswege in Ballungszentren bei.
Die Transportmittel der grünen Logistik
Nach einer Schätzung des ITF (International Transport Forum) verursachen die im Güterverkehr eingesetzten Fahrzeuge jedes Jahr bis zu 2,9 Milliarden Tonnen CO2.
Verteilung der Emissionen nach Verkehrsweg:
- 62 % Straße
- 27 % See
- 6 % Luft
- 3 % Schiene
- 2 % Binnenschiff
Aus den vorliegenden Daten lässt sich leicht ableiten, dass eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs der ökologischen Nachhaltigkeit zugutekommen würde. Nur 13 % der Rohstoffe werden derzeit in Europa mit der Bahn transportiert. Empfehlenswert wäre, die Lasten ausgewogener auf die Verkehrsträger zu verteilen.
LKW der Zukunft: zahlreiche Ansätze, noch kein klares Ergebnis
Der LKW ist bisher unverändert das bevorzugte Transportmittel, und das aus nachvollziehbaren Gründen: Flexibel einsetzbar und das direkt von der Produktions- über die Weiterverarbeitungsstätte bis in den Handel. Hersteller forschen allerdings, um das Transportmittel durch den Einsatz von Elektro- oder Wasserstoffmotoren nachhaltig zu machen. Seit ein paar Jahren wird auch über den Bau neuer Autobahnen gesprochen, die sich durch ein Netz von Stromkabeln auszeichnen, an die sich LKW bei Bedarf an- und abkoppeln können. Schweden ist eines der Länder, die bei dieser Art von Experimenten vorweggehen, und hat die ersten eHighway-Abschnitte erfolgreich getestet. Übrigens: Auch in Deutschland gibt es eHighway-Teststrecken.
Die alternativen Antriebe klingen vielversprechend, weisen derzeit aber auch noch Optimierungspotenzial auf. Lesen Sie in unserem Blogartikel „Alternative LKW-Antriebe im Vergleich - Das sollten Transportunternehmen wissen" alles zum aktuellen Stand der Entwicklungen.
Lager-Transformation, digitaler Fortschritt und Recycling
Bei nachhaltiger Logistik geht es nicht nur um den Einsatz umweltfreundlicher Transportmittel. Das Konzept der ökologischen Nachhaltigkeit wird auf jeden Aspekt der Lieferkette angewandt, z. B. auch auf Lager- und Logistikflächen. Unternehmen, die sich die grüne Philosophie auf die Fahne schreiben, renovieren und vergrößern ihre Lagereinrichtungen unter Verwendung nachhaltiger Baumaterialien. Außerdem werden die neuen Lagerhäuser in die Höhe gebaut, um die Kapazität zu erhöhen.
Bei der Umgestaltung von Infrastrukturen spielt ebenso Technologie eine Schlüsselrolle. Sie ermöglicht, z. B. durch künstliche Intelligenz, die Automatisierung von Lager- und Umschlagsvorgängen. Aber auch solch simple Lösungen wie die ausschließliche Beleuchtung gerade genutzter Bereiche gehören dazu. Denn sie führen zu einer Verringerung des Energieverbrauchs, die sowohl für das Unternehmen als auch für die Umwelt entscheidend ist.
Übrigens: Die grüne Revolution der Logistik schließt auch das Thema „Verpackung“ ein. Durch die Verwendung vollständig wiederverwertbarer Materialen ist es möglich, die Umweltbelastung zu verringern und gleichzeitig eine positive Dynamik der Kreislaufwirtschaft zu aktivieren. Wenn eine Verpackung ihre primäre Funktion erfüllt hat, kann sie zur Herstellung neuer Gegenstände oder auch zur Energieerzeugung verwendet werden.
Soziale Aspekte im Fokus
Der Nachhaltigkeitsgedanke lässt sich ohne Rücksichtnahme auf das Umfeld eines Unternehmens, also Auswirkungen auf Menschen, Flora und Fauna, nicht in die Praxis umsetzen. Geregelte Arbeits- und Pausenzeiten, Arbeitsrechte, Fortbildungen, faire Entlohnung im eigenen Betrieb und allen an der Lieferkette Beteiligten stehen im Fokus der Betrachtung. Auch mit der Ressource „Mensch“ muss schonend umgegangen werden. Es hört jedoch mit der eigenen Belegschaft und Wertschöpfungskette nicht auf: Welchen Einfluss hat das Unternehmen auf die Menschen im nahen Umfeld des Unternehmens, z. B. durch Abgase, Lärm? Sind durch Erweiterungsmaßnahmen eines Betriebes Lebensräume von Tieren oder auch seltenen Pflanzen bedroht? Ziel ist hier der Erhalt der ökologischen Vielfalt. Sein Verständnis und Gefühl für diesen empfindlichen Kreislauf muss der Mensch neu lernen, ebenso wie er akzeptieren sollte, dass sich Profit nicht nur monetär ausdrückt.
IT-Lösung: digitaler Marktplatz von TIMOCOM für mehr Auslastung
Digitale Anwendungen wirken sich auch auf die Auslastungsoptimierung und damit positiv auf die Umwelt aus. In den letzten Jahren wurde in die Entwicklung von Software investiert, die den effizienten Einsatz von LKW ermöglicht. Dazu zählt seit 1997 auch der TIMOCOM Marktplatz. Angefangen mit der Frachtenbörse für die Laderaum- und Frachtsuche, umfasst das Portfolio des FreightTech-Unternehmens auch Anwendungen für Ausschreibungen, zur Berechnung von Routen, Transportkosten und der ETA. Die Lösungen zeichnen sich nicht nur dadurch aus, Ressourcen im Straßengütertransport zu schonen, da Leerfahrten vermieden werden. Der Transportprozess wird mit Hilfe des Marktplatzes komplett digital abgewickelt, was auch digitale, rechtsverbindliche Transportaufträge einschließt.
Sie sind neugierig auf die nachhaltigkeitsfördernden Lösungen von TIMOCOM? Testen Sie den Marktplatz unverbindlich im Live-Betrieb:
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