Klimawandel und niedrige Wasserstände – So unterstützt die Straßengüterindustrie die Binnenschifffahrt
Wo die Natur an ihre Grenzen stößt, folgen die Auswirkungen auf die Logistik schon bald. Am 16. August 2022 wurde am Pegel Emmerich ein Rekordtief des Rheins ermittelt. Manche Logistikunternehmen reduzierten nach Informationen der "Tagesschau" die Schifffahrt in Teilen des Rheins auf ein Minimum. Aber die Binnenschifffahrt ist eine tragende Säule unserer globalisierten Welt. Sie ist für besonders schwere, gefährliche sowie sperrige Ladung prädestiniert und verbindet Seehäfen mit dem Hinterland. Im heutigen Beitrag geben wir einen Überblick der aktuellen Sachlage und verraten Tipps, wie die Straßengüterindustrie Abhilfe schaffen kann.
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Die Vorteile der Binnenschifffahrt
Die Binnenflotte im deutschen Güterverkehr besteht aktuell aus etwas mehr als 4.400 Schiffen. Vor allem die Stahlindustrie setzt auf diesen Logistikarm. Rund 40 % des Transportaufkommens werden hier über das Wasser abgedeckt. Wegen der Volumina, aus Sicherheits- und Platzgründen werden folgende Güter bevorzugt per Schiff transportiert:
- Gefahrengüter, vor allem brennbare Stoffe wie Benzin, Öl und Methanol,
- Säuren,
- Gase,
- Turbinen/Rotorblätter von Windkrafträdern.
Weiterer Pluspunkt: Durch Schiffe kann eine deutlich größere Last bewegt werden. Die Größten können Punktbelastungen von rund 40 Tonnen pro Quadratmeter und Stückgewichte um die 1.000 Tonnen bewältigen. Ein Binnenschiff transportiert somit in etwa 260 LKW-Ladungen. Laut dem Bundesamt für Güterverkehr (BAG) hat die Binnenschifffahrt 2020 188,1 Millionen Tonnen Güter transportiert. Das ist zwar deutlich weniger als die Straßengüterindustrie (rund 3,7 Milliarden Tonnen), jedoch ist der Wasserweg für viele Branchen unabdingbar.
Der Rhein – eine von Europas Hauptschlagadern
Der Rhein durchfließt sechs Länder und ist einer der längsten und für die Schifffahrt wichtigsten Flüsse in Europa. 884 Kilometer der insgesamt 1.233 Kilometer sind befahrbar, sie werden in Deutschland in drei Gebiete unterteilt:
- Oberrhein: Rheinfelden bis Kaub
- Mittelrhein: Kaub bis Köln
- Niederrhein: Köln bis Emmerich
Im Rheindelta befinden sich mit den großen Seehäfen Rotterdam, Amsterdam und Antwerpen die für Überseefrachter zentralen Anlaufstellen. Von hier gehen die Güter auf die Binnengewässer, um das Hinterland zu versorgen.
Rund 70 Prozent aller Wassertransporte in Deutschland werden auf dem Niederrhein bewegt. Hier fahren auch die größten Binnenschiffe mit einer durchschnittlichen Tragfähigkeit von 2.500 Tonnen. Ein wichtiges Nadelöhr am Rhein ist die nur 12 Meter breite Schleuse Kembs. Sie ist damit maßgebend für die maximale Breite von Rheinschiffen (Schiffstyp „Großes Rheinschiff“), die bei 11,4 Metern liegt.
Die Situation am Rhein im Sommer 2022
Der Pegelstand bei Kaub lag am 17.08.2022 bei 34 Zentimetern (=Fahrwassertiefe von 146 cm). Selbst für die wärmste Zeit eines Jahres war dies ungewöhnlich niedrig. Der bis dato niedrigste Stand wurde 2018 mit 25 Zentimetern gemessen. In Emmerich wurde mit -1 Zentimetern ein besorgniserregender historischer Tiefstwert ermittelt. Die Folge: Immer mehr Container verblieben in den Häfen. Nur vereinzelt fuhren Schiffe mit besonders niedrigem Tiefgang oder deutlich weniger Containern.
„Die Terminals der Häfen sind bereits zu etwa 85 Prozent gefüllt, das liegt aber auch an den Folgen des Ukraine-Kriegs und der Schließung des Hafens Shanghai“, sagte Marco Speksnijder, Manager bei Contargo Rhein-Neckar der Süddeutschen Zeitung. „Stand jetzt sind wir noch bis Mitte nächster Woche handlungsfähig, dann wären wir bei 100 Prozent Belegung angelangt. Wir hoffen, dass bald ein bisschen Wasser kommt, damit wir etwas abfahren können.“
Alternativen für mehr Flexibilität in der Lieferkette
Ihre Waren können ausschließlich per Schiff transportiert werden, doch die Situation lässt es nicht zu? Die Lösung: eine passende Lagerfläche. Unvorhersehbare Ausnahmesituationen wie das Niedrigwasser im Rhein oder auch die Coronakrise haben verdeutlicht, wie wertvoll Lagerflächen für Unternehmen sind. Um einen reibungslosen Ablauf der Lieferkette zu gewährleisten, ist es aufgrund der aktuellen Flächenknappheit jedoch wichtig, dass Unternehmen sich nicht nur auf einen Partner verlassen, sondern sich ein Netzwerk an Lagern aufbauen. Die Lagerbörse auf TIMOCOMs Marktplatz unterstützt Sie dabei:
Langfristig Engpässen entgegenwirken: Notwendig und möglich
Corona, Ukraine, Hafenschließungen und jetzt die Natur – es gibt momentan wenig Zeit zum Luftholen für die Logistik. Da ist es gut zu wissen, dass Lösungen wie der TIMOCOM Marktplatz bei Engpässen auch kurzfristig zur Verfügung stehen. Sichern Sie jetzt Ihre Lieferketten und wirken Sie Kapazitätsengpässen in der Binnenschifffahrt entgegen.
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Marie-Therese Hendricks
Marketing Communications Manager