Logistikwissen 02.09.2021
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Digitales Paletten-Management vs. Palettentausch analog

Expertentipps & Trends

Die Europalette aus Holz ist der am meisten verbreitete Ladungsträger beim LKW-Transport

Seit den 1960er Jahren spielen Paletten in der Logistik eine wahrhaft tragende Rolle. Die Europalette wurde damals als mehrwegfähige Tauschpalette entwickelt, die schnell zur Standardisierung in der Logistik beigetragen hat. Doch der analoge Tauschprozess ist häufig kompliziert und sorgt bei vielen Transporteuren für Frust. In diesem Blogartikel erhalten Sie einen Überblick über die Möglichkeiten, Hindernisse sowie einen Ausblick auf die digitalisierte Zukunft.

Die Europalette – Perfekte Raumnutzung für Produkte aller Art

Schätzungen zufolge sind europaweit rund 600 Millionen der zumeist aus Holz gebauten Flachpaletten nach der Europäischen Norm 13698-1 im Einsatz. Diese sorgen bei Transporteuren und Handelsunternehmen für Effizienz, aber auch für zusätzliche Arbeit. Aus Kunststoff oder aus Holz gebaut werden sie in die Kategorien „neu“, „neuwertig“, „gebraucht, aber tauschfähig“ und „defekt“ unterteilt. Sinn und Zweck dieses Systems ist die optimierte Raumnutzung in LKW, Bahnen und Containern. Gleichzeitig wird aber auch die Effizienz der Logistik gesteigert – da sich die Europaletten in einem stetigen Kreislauf befinden.

Wie läuft der Tauschprozess bisher ab?

Bei jeder Be- und Entladung müssen sich Fahrer und Warenempfänger über die Anzahl der zu tauschenden sowie defekten Paletten einig sein. Dies wird auf einem Palettenschein festgehalten. Allerdings gibt es hier kein standardisiertes Formular. Mal werden mehr, mal weniger Spezifikationen von Palettenbewertung bis hin zum Nichttausch dokumentiert. Viele Unternehmen nutzen außerdem auch Palettenpools sowie Palettenpoolscheine.

Welche Herausforderungen gibt es beim Palettentausch?

Zu Problemen kommt es, wenn z.B. ein Ladungsträger von einer der beiden Parteien als defekt gekennzeichnet wird oder fehlt. Der Empfänger hat dann die Möglichkeit, auf eine Nachlieferung einer intakten Palette zu bestehen. Die ruft beim Fahrer sogenannte Palettenschulden hervor. Als Konsequenz führen viele Frachtführer leere Paletten mit, die im Falle einer Beschädigung eingesetzt werden können. Doch das beansprucht wertvollen Laderaum und ist zudem mühsam. Sogenannte Palettenstaukästen, die unterhalb der Ladefläche angebracht werden, schaffen hier Abhilfe.

Neben der Definition von „defekt“ spielt die Verladezeit an der Rampe eine entscheidende Rolle. Nicht selten stehen die Fahrer unter massivem Zeitdruck und achten erst zuletzt auf die ordnungsgemäße Dokumentation ihrer Paletten. Als Folge werden die Palettenscheine falsch ausgefüllt oder es werden zu viele bzw. zu wenige Ladungsträger mitgenommen. Das gilt im Speziellen für große Touren, bei denen über Wochen hinweg Palettenscheine und weitere Dokumente gesammelt werden, bevor sie in der Heimat an die Buchhaltung übergeben werden. Hier kann es schnell zu Unachtsamkeit kommen oder einzelne Dokumente werden verlegt, nass oder unleserlich. Ganz typische Fehlerquellen aufgrund von Zeitmangel und manueller Bearbeitung. Auch wechselnde Auftraggeber oder Ladungsträger innerhalb einer Tour, kurzfristige Planänderungen und regionale Unterschiede können zu erheblichen Problemen führen. Unabhängig vom komplizierten Tauschprozess steigen die Preise für die Paletten kontinuierlich an – wie man hier dem HPE Holzpreisindex | HPE e.V. entnehmen kann.

Welche Palettentausch-Tipps gibt es?

Der erste und einfachste Tipp ist die ordnungsgemäße Planung und Dokumentation. Sprechen Sie bereits vor dem Auftrag mit allen Beteiligten. So sollte zum Beispiel geklärt sein wer verantwortlich ist, sollte etwas nicht reibungslos funktionieren. Gibt es regionale Unterschiede, die Sie beachten müssen? Gerade hierbei lohnt sich die Nutzung von digitalen Palettenpools. Hier können Sie die genaue Menge und Qualität an Ladungsträgern bestellen, mieten oder an Ihre Partner schicken lassen. Einige Unternehmen stellen zudem elektronische Voucher aus, womit Sie Palettenguthaben oder -schulden einfach, sicher und schnell übertragen oder abbauen können.

Auf welche Stolpersteine beim Palettentausch sollten Sie noch achten? Und wie können sie sich gegen häufige Fehler wappnen? Im Blogbeitrag mit TIMOCOM Rechtsanwalt Alexander Oebel gibt es noch mehr handfeste Tipps. 

Wie kann es in Zukunft mit dem Palettentausch weitergehen?

Wie in so vielen Bereichen der Lieferkette steht die Zukunft unter dem Zeichen der Digitalisierung. Hierzu wurde vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) ein groß angelegtes Forschungsprojekt ins Leben gerufen. Unter dem Namen „Silicon Economy“ hat eine Ausgründung des Fraunhofer IML nun eine App-basierte Cloud-Plattform für Ladungsträgermanagement auf den Markt gebracht. Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz verbindet und verwaltet eine open-source-Komponente alle an der Lieferkette beteiligten Personen und Unternehmen mit einem sogenannten e-Palettenschein. Dieser erfasst den Tauschprozess digital und ist somit für beide Seiten zu jeder Zeit transparent. Auch Palettenschulden werden hier vollautomatisch dokumentiert und auf dem jeweiligen Konto rechtssicher hinterlegt. Mit Systemen von PAKi und inter.PAL können Fahrer ihre Lademittelverwaltung digitalisieren und somit vereinfachen. Nicht nur die Eingabe der Paletten, sondern auch die Abstimmung mit dem Warenempfänger werden hier digital erledigt, was Zeit spart und Fehler vermeidet.

Fazit

Der Palettentauschprozess hat enormes Optimierungspotenzial. Erste Unternehmen drängen nun mit digitalen Lösungen auf den Markt und vereinfachen die Prozesse. Und dennoch ist nicht abzusehen, wie lange es wirklich dauern wird, bis alle an der Lieferkette beteiligten Unternehmen den Weg ins digitale Zeitalter finden.

 

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