TIMOCOM Gründer Jens Thiermann: „Versuche nichts, von dem du keine Ahnung hast.“
Im Interview: Das TIMOCOM Erfolgsrezept & Ratschläge für heutige IT-Start-ups
Die IT-Geschichte ist geprägt von Fehleinschätzungen. So glaubte IBM-Chairman Thomas Watson, weltweit gäbe es vielleicht für fünf Computer einen Markt. Das war 1943. Knapp 80 Jahre später: Der Herzschlag der Welt wird in Bits gemessen, während Deutschland um den digitalen Fortschritt ringt. Und ausgerechnet im steinzeitlich geprägten Neandertal feiert der IT-Dienstleister TIMOCOM 25-jähriges Jubiläum. Lesen Sie die beeindruckende Geschichte im Interview mit dem Unternehmensgründer Jens Thiermann, dem Pionier des digitalisierten europäischen Straßengüterverkehrs.
„Ich bin’s schuld!“ Jens Thiermann hat guten Grund zu scherzen, immerhin war seine Einschätzung richtig: Als er und seine Partner im April 1997 mit TC Truck & Cargo® auf den Logistik-IT-Markt traten, trafen sie den Nerv der Branche. „Wir bringen Fracht und Laderaum zusammen“ – so der Slogan der damaligen TimoCom Soft- und Hardware GmbH. Bis heute beschreibt er treffend, wofür TIMOCOM mit dem Road Freight Marketplace steht. Egal, ob Produkterweiterungen, Markenrelaunch, ein Generationenwechsel auf der Führungsebene oder generell der Fortschritt der Digitalisierung. Das Unternehmen bleibt sich und der Branche treu. Und das mit einem simplen Erfolgsrezept.
Herr Thiermann, erst einmal herzlichen Glückwunsch zum 25-jährigen Jubiläum! Sie haben es mit TIMOCOM geschafft: Vom IT-Start-up zum Platzhirsch unter den Logistik-IT-Dienstleistern in Europa. Was sind bis heute Ihre Highlights aus den Gründungsjahren?
Zunächst einmal die Idee an sich. Ich wollte ein Tool entwickeln, das Disponenten die Arbeit erleichtert. Ich war selbst Disponent bei einer Spedition und hatte genug von dieser aufwendigen analogen Suche „Wo gibt es Fracht, wo gibt es freien Laderaum?“. Es sollte eine Lösung sein, die beides klar darstellte. Der Aufbau der Frachtenbörse passierte dann nach der Arbeitszeit. Wir hatten schon einen Arbeitstag hinter uns und haben im Feierabend daran getüftelt. Zu schaffen, dieses Tool zu entwickeln und der Branche zur Verfügung zu stellen, war dann ein eigenes Highlight für sich.
Rückblickend ist auch der technische Fortschritt nach unserem Markteintritt ein Höhepunkt. Als wir an den Start gingen, lief alles über Disketten, also offline. Dann kam die CD, irgendwann wurde der Download möglich und dann folgte bald schon der große Durchbruch im Onlinebereich. Diese Entwicklung hat unsere eigene maßgeblich beeinflusst.
Das klingt herausfordernd. Bleiben wir einmal dabei: Was ist der große Unterschied zwischen den Herausforderungen für heutige Start-ups und denen von 1997?
Es gab damals für kaum jemanden Internet. Es gab keine Suchmaschinen. Wir konnten nicht einfach nachlesen, wie wir richtig vorgehen sollen. Wir haben einfach gemacht, probiert, selbst entwickelt. Heute gibt es Tools, die genau das abdecken. Gearbeitet haben wir eingangs mit einer Access-Datenbank; die Kunden haben wir in Excel verwaltet. Das ist heute undenkbar, aber für uns war es normal. Wir haben damals tatsächlich nichts vermisst.
Wenn Sie das Unternehmen heute gründen würden, was würden Sie anders machen?
Nichts! Ich würde alles wieder genau so machen. Natürlich, wir haben auch Fehler gemacht, die man als Start-up nun einmal macht. Das ist aber ganz normal und unser Erfolg spricht ja eine eindeutige Sprache. Ich bin von unserem Weg überzeugt und denke, unser Erfolgsrezept ist seit dem ersten Tag unser Fokus auf den Nutzer. Wir haben unsere Lösungen immer für den Nutzer selbst entwickelt, nicht für diejenigen, die den Vertrag mit uns unterzeichnen.
Können Sie den Moment beschreiben, in dem Sie gemerkt haben „Wir haben es geschafft!“?
Davon gab es mehrere. Einer war sicherlich als wir merkten, die Kunden kommen wegen unseres Flatrate-Modells zu uns. Es ist nach wie vor unser Angang und auch eine faire Lösung. Damals löste dieses Preismodell einen richtigen Schneeball-Effekt aus.
Hinzu kam, dass wir schon immer Kleinunternehmen unter Vertrag genommen haben. Diese Unternehmen sind über die Jahre mit uns gewachsen, hatten zu Beginn teils nur einen LKW und heute 20.
Und im Grunde schaffen wir es immer wieder aufs Neue. Vor Jahren drängten plötzlich Investoren auf den Markt und wir konnten ihre Übernahmeangebote in Millionenhöhe parieren. Seitdem ist das Netzwerk auf über 50.000 internationale Kunden gewachsen und wir schützen dieses Netzwerk vor Übernahmen.
Was würden Sie heutigen IT-Start-ups raten? Sie haben zwar die Vorteile der Digitalisierung auf ihrer Seite, stehen aber auch einem breiteren Wettbewerb gegenüber.
Man sollte die Jobs und die Bedarfe der Menschen kennen, die diese Jobs ausführen. Dann ist man in der Lage, ein Verständnis zu ihren Schmerzpunkten und anschließend passende Lösungen zu entwickeln.
Die Fragen, warum genau dieses Produkt entwickelt und wie es finanziert werden soll, muss man beantworten können. Einen genauen Business-Plan zu erstellen und diesen mit Partnern durchzuspielen, ist dabei ein sehr wichtiger Schritt.
Ich unterstütze z. B. das IT-Start-up aparkado. Mit TIMOCOM habe ich erreicht, ein Tool für Disponenten zu entwickeln, bei aparkado kümmern wir uns um die LKW-Fahrer. Manche wissen, dass ich selbst auch Fahrer bin. Ich kenne die Bedürfnisse und entsprechend ist das Produkt unter dem Motto „Besser parken, laden, leben“ ausgerichtet.
Abschließend lautet mein Rat vor allem: Versuche nichts, von dem du keine Ahnung hast.
Auf die 25 Jahre können Sie mit Stolz zurückblicken. Dennoch bleibt es rund um das Jubiläum sachlich und leise – war dies eine bewusste Entscheidung?
Wir sind auf unsere Leistung und die unserer Mitarbeiter unglaublich stolz. Hätten wir nicht gemeinsam all die Jahre so eng zusammengestanden, wäre das Unternehmen nicht, wo es nun ist und der Transportprozess wäre nicht vollständig digital abbildbar. Uns ist also sehr bewusst, was wir erschaffen haben und täglich aufs Neue leisten.
Ich habe es vorhin schon gesagt: Wir denken immer vom Nutzer aus. Deswegen haben wir bei unserem Jubiläum vor allem unsere langjährigsten Kunden in den Fokus gerückt und teilen ihre Geschichten in unseren Kanälen, also auf dem Blog und im Bereich Social Media. Es ist eben auch ein Jubiläum für sie und nicht nur für uns.
Die Entscheidung, es etwas ruhiger anzugehen, beruht auf den Corona-Verwerfungen auf dem Transportmarkt und zuletzt auch auf dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine. TIMOCOM agiert intern und extern international. Sowohl unsere Kunden als auch direkte Kollegen an unseren Standorten leiden unter der Situation. Angesichts dessen erschien es uns moralisch nicht vertretbar, die Zeichen ab April auf „Party“ zu stellen. Es wird im September eine interne Feier geben. Vielleicht findet das eine oder andere Bild davon den Weg in die sozialen Medien.
Wir bedanken uns für die Einblicke und freuen uns auf die nächsten 25 Jahre!
Einladung: TIMOCOM auf der IAA Transportation 2022
Welche neuen Kundenanforderungen TIMOCOM auf dem Marktplatz umsetzen wird, erfahren Sie übrigens live auf der IAA Transportation 2022 in Hannover. Vom 20. bis 25. September begrüßen Sie TIMOCOM am Stand C40 in Halle 13. Buchen Sie am besten jetzt schon Ihren persönlichen Termin vor Ort!
Das könnte Sie außerdem interessieren:
25 Jahre TIMOCOM: stark für Kunden, stark als Partner, stark in der Digitalisierung
„Transportaufträge finden“ – Leerfahrten vermeiden mit 5 Tipps von TIMOCOM
Kein Geheimnis: Das steckt hinter dem Erfolg der TIMOCOM Frachtenbörse