News 25.05.2020
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Im Schleudersitz in Richtung Zukunft: Wie Corona die Digitalisierung antreibt

Was 30 Jahre Internet nicht geschafft haben, kam plötzlich und unvermittelt. Durch die Pandemie erlebte Deutschland einen Digitalisierungsschub, dessen Nachhaltigkeit sich zeigen wird

Wie durch Corona die Digitalisierung aus dem Homeoffice angetrieben wurde

Auf einmal ging alles ganz schnell: Ende März war Deutschland im Lockdown. Es galt eine bundesweite Kontaktsperre und das Leben der Bürger fokussierte sich auf einen Ort: das eigene Zuhause. Manche Unternehmen hatten sich bereits vorher dazu entschieden, ihre Mitarbeiter ins Homeoffice zu schicken, sofern...

... sie dazu die Möglichkeit hatten. Diejenigen, die noch keine Homeoffice Regelungen getroffen hatten, waren dazu gezwungen, mehr oder weniger über Nacht die Möglichkeiten für mobiles, ortsunabhängiges Arbeiten zu schaffen – in einer Welt, deren Mobilität zum Erliegen gekommen war. Die Anstrengung war enorm, doch die durch Corona angestoßenen Umwälzungen waren noch größer.

 

Inhalt:

Der Paradigmenwechsel

Homo digitalis?

Logistik 1.0 trifft auf Logistik 4.0

Kostenfaktor Digitalisierung?

Den Vorsprung nutzen

Der Paradigmenwechsel

Trotz aller Ausgangsbeschränkungen setzte sich vieles in Bewegung. Es kam zu Veränderungen, die vorher kaum vorstellbar waren wie flächendeckendem Homeoffice, Konferenzen ausschließlich via Web statt vor Ort oder einer Digitalisierung von Prozessen, die bis dato weitgehend analog erfolgten. Auf die Präsenzkultur folgte eine erste Remoterevolution – gezwungenermaßen. 
Unternehmen, die bereits vor der Krise in puncto digitale Transformation weit voran geschritten waren, hatten kaum Probleme, in einen neuen Arbeitsmodus zu finden. Jedoch waren die Herausforderungen für viele, auch in der Logistik, wesentlich größer. Dabei waren zwei Aspekte elementar: die technischen Voraussetzungen sowie der Faktor Mensch.

Homo digitalis?

Ein massiver Einschnitt, den Corona nach sich zog, war die soziale oder eher physische Distanzierung. Um sich und seine Mitmenschen zu schützen, ist immer noch die Wahrung eines Mindestabstands von 1,5 Metern erforderlich – mit weitreichenden Folgen. Um die entsprechende Distanz einhalten zu können, wurden bundesweit Büros geräumt und Homeoffices aufgebaut. Somit zog auch bei den letzten Skeptikern die Digitalisierung in viele Lebensbereiche und auch in die Arbeitswelt ein. Es gab schlichtweg keine Zeit für Bedenken und Diskussionen. Trial-and-Error oder „einfach mal machen“ war das Gebot der Stunde.

Soziale Interaktion und professionelle Kooperation verlagerten sich ins Digitale. Sich auf altbewährte Prozesse zu verlassen, war nicht mehr möglich. Anpassen, umstellen, neu denken. All dies erfolgte im Zeitraffer und die Anpassungsprozesse laufen vielerorts nach wie vor weiter. Bereits zuvor machten Schlagworte wie Agilität und Flexibilität die Runde. Aktuell zeigt sich, wer hierfür die Voraussetzungen geschaffen hat oder noch schaffen muss.

Der Transformationsprozess, der durch Corona an Tempo zugenommen hat, bedingt umso mehr ein Weiterentwickeln und Fördern von Mitarbeiter. Zwar machen viele Führungskräfte nun die positive Erfahrung, dass ihre Teams auch im Homeoffice produktiv sind und die Zusammenarbeit grundsätzlich ebenso digital funktionieren kann. Nichtsdestotrotz haben viele Unternehmen Probleme damit, die digitale Transformation zu bewältigen. Dies liegt nicht nur an fehlenden technischen Mitteln, sondern auch daran, dass das Know-how nicht vorhanden ist.

Die aktuelle Offenheit gegenüber Digitalem kann dazu führen, dass der Sprung in die nächste Phase der digitalen Transformation gelingt. Weg vom Nimbus des vermeintlichen oder tatsächlichen Spezialistenwissens hin zu einem alltäglicheren Umgang mit digitalen Anwendungen und Technik. Dafür braucht es nicht zuletzt und trotz Krise Investitionen in Fortbildungsmaßnahmen durch Unternehmen. Diesen Schwung gilt es mitzunehmen, denn auch ohne Corona und Kontaktsperre sind die Herausforderungen der digitalen Transformation groß.

Logistik 1.0 trifft auf Logistik 4.0

Verwundert erlebte die Nation zu Anfang der Pandemie, dass viele Gesundheitsämter ihre Daten per Fax an das Robert-Koch-Institut übermittelten. Vielleicht hat die Generation Z so zum ersten Mal erfahren, was ein Fax ist. In der Logistik kommt dieses Kommunikationsgerät aus dem letzten Jahrhundert auch heute noch sehr häufig zum Einsatz – nur ein Beleg von vielen, dass die Branche bei der digitalen Transformation in zwei Geschwindigkeiten unterwegs ist.

Oft war die Rede davon, wie weit Deutschland bei der Digitalisierung hinter anderen Ländern hinterherhinken würde. Diverse Länderrankings schienen die Erzählung vom ewigen Neuland zu unterstreichen. Laut dem Digital Economy and Society Index der Europäischen Kommission von 2019 liegt Deutschland in der digitalen Transformation im Schnitt auf Platz 12 von (damals noch) 28. Doch dann kam Corona. Das Virus gab in diesem Jahr einen ersten, wenn auch unerwünschten, Anstoß zur Weiterentwicklung. Wer in der Krise überleben will, musste und muss unweigerlich digitaler werden. Dies gilt insbesondere auch für eine so systemrelevante Branche wie die Logistik. Wie weit der Wandel hin zu einer tatsächlich digitalen Ökonomie voranschreiten wird, bleibt jedoch abzuwarten. Doch einige Entwicklungen werden sich als unumkehrbar erweisen. So zum Beispiel das Arbeiten im Homeoffice, welches dazu führte, dass selbst kleine Unternehmen ihre Prozesse digitaler gestalten mussten.

Denn die Digitalisierung hatte bereits ganz unabhängig von Corona an Fahrt aufgenommen. Der Unterschied ist, dass nun auch die Dringlichkeit in größerem Ausmaße erkannt wurde. Dabei sind derzeit oftmals grundlegende digitale Infrastrukturen gefragt. Es gibt jedoch Logistikakteure, die bereits viel tiefer in die digitale Umwälzung ihrer Prozesse und Repositionierung ihrer Produkte und Services vorgedrungen sind. Stichworte sind hier KI, Maschinelles Lernen, Transparenz oder Automatisierung. Die Integration oder Verbindung von Marktteilnehmern, digitalen Anwendungen und Prozessen spielt dabei eine besondere Rolle, um Standards zu etablieren und die Logistik nicht nur digital, sondern smart zu machen.

Kostenfaktor Digitalisierung?

Laut einem im April veröffentlichten Whitepaper von PwC gelten Smart Logistics als Schlüssel zum Erfolg und Antrieb für das Supply Chain Ökosystem der Zukunft. So scheint gar ein Einsparpotenzial von 50 Prozent durch Smart Logistics möglich. Um dieses Potenzial heben zu können, braucht es die entsprechende digitale Infrastruktur und die Expertise von Fachkräften. Was in der Krise jedoch deutlich geworden ist: Logistiker gehen die letzte Meile für ihre Kunden, von durchdigitalisierten Prozessen sind viele leider noch meilenwert entfernt. Dies liegt auch an der Heterogenität der Branche. Am Markt agieren kleine Spediteure mit einem Fuhrpark von vielleicht vier Fahrzeugen ebenso wie große, international agierende Verlader, für die datenbasiertes Arbeiten und Automatisierung bereits Alltag sind.

Ein Hemmnis bei der Implementierung von digitalen Technologien ist oftmals die Scheu vor hohen Kosten. Doch diese können sich durch Einsparpotenziale mit der Zeit ausgleichen. Investitionsstau kann im Endeffekt die Kosten erst recht in die Höhe treiben. Und nicht immer ist die digitale Transformation mit großen finanziellen Investitionen verbunden. Es gibt zahlreiche Systeme und Plattformen, die die Digitalisierung von Prozessen ermöglichen, ganz ohne die Anschaffung von diversen Einzel-Tools. Oder die eine Verknüpfung von bestehenden Systemen mithilfe von Schnittstellen ermöglichen. Die Optionen sind vielfältig, man muss sie nur nutzen. Die Chance insbesondere für Deutschland besteht jetzt darin, das Virus weiterhin im Griff zu behalten und dadurch vor anderen aus der Krise zu kommen. Somit den Vorsprung in der Eindämmung auch dafür zu verwenden, im Bereich der Digitalisierung schneller aufzuholen.

Den Vorsprung nutzen

Ein flexibles und agiles Arbeiten ist als Resultat der digitalen Transformation ein entscheidender Vorteil in einer zunehmend volatilen Welt. Sich schnell an neue Situationen anpassen zu können, bedeutet im Umkehrschluss schneller vom Reagieren ins selbstbestimmte Agieren zu wechseln – und einen vermeintlichen Nachteil zum Vorteil zu machen. Der Digitalisierungsschub als Antwort auf Corona darf nicht durch eine Rückkehr in eine trügerische Normalität an Schubkraft verlieren. Ganz im Gegenteil. Gerade jetzt sind wir privat wie beruflich mehr denn je auf funktionierende und effiziente digitale Tools sowie einen geübten Umgang mit ihnen angewiesen. Glaubt man den Virologen und Epidemiologen, dann wird dies nicht die letzte Viruswelle sein, die die Menschheit erlebt. Die Digitalisierung hat sich in der Krise als das wichtigste Werkzeug in der Aufrechterhaltung der Wirtschaft und Gesellschaft erwiesen. Dies ist umso bedeutender für die Logistik, die sowohl im Alltag als auch in Krisenzeiten die Verantwortung für die Versorgung der Bevölkerung trägt.
Laut einer Umfrage von Bitkom sehen mittlerweile neun von zehn Unternehmen die Digitalisierung sogar als Chance an. Warum also nicht die Zeit und den Vorsprung nutzen? Die Weichen sind jetzt gestellt.

 

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